Es gibt Videospiele zu Comicreihen und dann wieder Comicreihen zu diesen Spielen. Da musste es auch mal einen Comic geben, der den Gedanke von Interaktion aufgreift. Der Prequel-Comic zum Prequel-Game “Arkham Origins” hat es zumindest versucht.
Eine Stadt am Ende
Gotham ist ein Sündenpfuhl. Das wissen vermutlich alle, die den Namen “Batman” auch nur mal am Rande gehört haben. In dieser Stadt herrscht die Mafia, die Polizei ist korrupt und bei der nächsten Wahl würde sich dieser Zustand noch verschärfen. Diese Stadt, diese kaputte Stadt, hat die Wayne-Familie zerstört und damit auch Bruce. Gerade in seinen Anfängen als Batman versucht er die Korruption in seiner Stadt zu bekämpfen – im Fall von “Batman Arkham Origins” die Machenschaften des Kriminellen Black Mask, der seinen Einfluss auf die Politik noch vergrößern möchte.
Das gelingt Batman auch mit mehr oder weniger großem Erfolg – je nach dem welche Messlatte angelegt wird. Zumindest ist die Stadt noch nicht untergegangen, ganz heil kommt er aber auch nicht davon: Gerade zu Beginn seiner Karriere hat Batman den Titel Dunkler Ritter nämlich kaum verdient, er ist eher noch ein schwarz gewandeter Knappe. Ständig spricht er von sich als dummer Amateur und auch die Entscheidungen, die er später mit so viel Selbstbewusstsein trifft, scheinen hier etwas fragwürdig.
Hier kommt dann auch der Leser ins Spiel: Am Ende eines Abschnittes steht der Vigilant vor schwierigen Entscheidungen. Wem soll er folgen; soll er sich auf seine Fähigkeiten zum Kampf verlassen oder sein Equipment zur Flucht benutzen?
Die Illustration unterstreicht diese Entscheidungen. Die Künstler haben mit Hilfe von Computern gearbeitet. Dadurch bekommen die Bilder filmische Qualität, auch wenn sie weder außergewöhnlich noch spannend sind. Durch diese Technik wird es allerdings möglich die unterschiedlichen Ausgänge zu zeigen: Einmal bleibt das Haus stehen, einmal fliegt es in die Luft.
Es ist Bestimmung
Allerdings hat der Leser – der nicht so aktiv wird, wie er vielleicht hofft – gar nicht so viel Einfluss auf die Ereignisse. Viele Entscheidungen muss er ohne großes Wissen treffen. Es gibt kaum Anhaltspunkte, was der richtige Weg ist, obwohl es ihm dennoch das Leben kosten kann. Denn leider gibt es kaum Möglichkeiten die Ereignisse zu beeinflussen. Wenn der Leser Batman an einen bestimmten Ort schickt, stirbt er dort. Wenn er ihn eine bestimmte Aktion ausführen lässt, gibt es kein Glück oder Pech, sondern einfach nur das Schicksal.
Hinzu kommt noch der Story-Ansatz: DC wollte diese großartige Idee, “Der erste interaktive Batman-Comic”, nicht losgelöst von allem erzählen. Stattdessen knüpft der Comic an die Videospielreihe Arkham an und erzählt ganz explizit, wie es zu den Ereignissen in “Arkham Origins” überhaupt kommen konnte. Das bedeutet im Gegenzug aber auch, dass es letztlich nur ein mögliches Ende geben kann. Vielleicht wird das auf verschiedene Weise erreicht, aber es kann gar nicht zu entfernt sein vom Beginn des Games. Natürlich könnten wir an dieser Stelle über Entscheidung und Vorherbestimmung diskutieren. Aber das wäre Überinterpretation und wir müssen zugestehen, dass der Comic zwar nett gemacht ist, seine Versprechen aber nicht zufriedenstellend einlösen kann.
Batman: Arkham Origins, Panini, 164 Seiten, 16,99€
Teil 1 / Teil 2a / Teil 2b / Teil 3
Formen von Interactive Fiction:
Spielebuch / Interaktiver Comic / Interaktives Hörspiel / Text Adventure
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