Lieblingskritiken 2017

Indieflock sucht nach den Lieblingskritiken für 2017. Zeit also die besten deutschen Videospielartikel des letzten Jahres zu resümieren – und mal wieder festzustellen, dass ich noch viel zu wenig Beiträge lese. 

Ich muss gestehen: Ich lese viel zu wenig. Ich weiß nicht mal woran es liegt. Kein Zeit, Trägheit. Am Ende des Tages bin ich oft viel zu faul, um mich noch auf anderen Blogs und Seiten umzuschauen. Leider.

Wie viel mir da eigentlich durch die Lappen geht, ist mir jetzt wieder aufgefallen, als Pascal von Indieflock – übrigens schon zum zweiten Mal – dazu aufgerufen hat, die besten Videospielkritiken des vergangenen Jahres zu küren. Eigentlich eine schöne Idee, immerhin kommen bei den ganzen Videospielpreisverleihungen, die Beiträge über die Spiele immer wieder ein wenig zu kurz. Für mich ist das also die perfekte Gelegenheit, mich durch zahlreiche Beiträge zu klicken und zu lesen, was ich das Jahr über so verpasst habe.

Anmerkung: Das ist nur eine Auswahl, der zahlreichen Artikel. Entschuldigt also, wenn viele gute Beiträge hier unten durchgerutscht sind. Ich habe versucht, meine Beiträge so ausgewogen wie möglich auszusuchen. Ob mir das geglückt ist, weiß ich nith. Und dann noch die ganzen Artikel, die ich einfach nicht gelesen habe. Gott, ich muss mehr lesen.

Die verrückte Faszination von Drakengard

“NieR: Automata” wurde im letzten hochgelobt – und wie. Da ist es beinahe schon untergegangen, dass Entwickler Yoko Taro vor dem 2017 erschienen Action-Rollenspiel schon weitere Teile der “Reihe” veröffentlicht hatte und die etwas weniger beliebt oder zumindest umstrittener waren. Umso glücklicher war ich, als ich letztes Jahr über das Youtube-Video von Speckobst gestolpert bin, in dem er zwischen dem ganzen “NieR: Automata”-Hype auch die vergessenen Vorgänger einmal in den Vordergrund rückt. Eine sehr informative und ausgewogene Review zu allen bisher erschienen “Drakengard”-Spielen, ohne dabei weder die Fehler noch den besonderen “Charme” der Spiele zu vergessen. Amüsant erzählt und mit jeder Menge Hintergrundinformationen. Da fällt auch gar nicht mehr auf, dass das Video mit 46 Minuten doch eine stolze Länge besitzt.

Ägypten? Hier geht es doch um Journey?

Als ich das erste Mal von den Lieblingskritiken gelesen hatte, war für mich eines klar: Ich werde keine eigenen Beiträge nennen. Ich halte nicht viel von Selbstlob und mit meinen eigenen Beiträgen bin ich sowieso nie zufrieden. Wenn es sich aber um einen Gastbeitrag handelt, ist das schon eine andere Sachen – und so will ich wenigsten Artikel, den Konstantin im Rahmen unseres “Journey”-Themenspezials verfasst hat, nicht völlig außen vor lassen. Eigentlich handelt es sich dabei um einen Zweiteiler, der auch in seiner Vollständigkeit gewürdigt werden sollte. Dennoch möchte ich besonders den zweiten Teil hervorheben, in dem sich der promovierende Kulturwissenschaftler intensiv mit Jan Assmanns Theorie des kulturellen Gedächtnisses auseinandersetzt und diese anschaulich mit der Darstellung von Erinnerungskultur in “Journey” in Verbindung bringt.

Die Reise zum Leid der Anderen – Videospiele im Licht des Dark Tourism

Der Tod hat den Menschen schon immer besonders fasziniert – da kann ich mich nicht vollkommen ausschließen. Dom Schott von ArchaeoGames hat sich in “Die Reise zum Leid der Anderen – Videospiele im Licht des Dark Tourism” dem teilweise doch sehr morbiden Dark Tourism angenommen und anhand vom Indie Game “Town of Light” gezeigt, warum der auch seine guten Seiten haben kann. Ein sehr spannender Beitrag mit vielen historischen Hintergründen, eben genau so, wie man es von dem studierten Archäologen gewohnt ist.

Blut, Knochen und Gedärme: Eine kurze Kulturgeschichte des zerstückelten Körpers

Bleiben wir kurz im Bereich des Morbiden, obwohl meine nächste Lieblingskritik nur entfernt mit Videospielen zu tun hat – dafür aber umso wichtigere Argumente für einen großen großen Kritikpunkt an Videospielen bietet: Mit einer “Kulturgeschichte des zerstückelten Körpers” zeigt der österreichischer Spieleforscher Eugen Pfister auf Videogametourism nämlich, dass die Gewaltätigkeit, die Videospielen immer wieder vorgeworfen wird, schon lange (sehr lange) vor dem digitalen Zeitalter die Menschheit geprägt hat. Videospiele selbst kommen dabei nur im Eingangssatz zur Sprache, dafür bietet der Text genügend Argumente, um in nächsten Gewalt-Diskussion über Videospiele mit einem Schach-Matt zu beenden: “Ja, aber. Der Mensch war schon immer so.”

Und wer denkt an die Kinder? – Kinderdarstellungen in Spielen

Kinder: Entweder man hasst sie, oder man liebt sie. In Videospielen wohl aber meist eher ersteres. Kein Wunder also, dass sich bisher noch niemand ausgiebig Beitrag mit ihnen verfasst hat (zumindest nicht, dass ich wüsste). Im Rahmen des GASTSPIELER-Spezials auf SPIELKRITIK hat Nora Beyer das aber geändert und einen ganzen Beitrag den ungeliebten Knöpfen gewidmet. Mit zahlreichen Anwendungsbeispielen und ausführlichen Einordnungen.

Inside und die Frage nach der Wertigkeit von Spielen

Rezensionen als Blogger zu schreiben ist irgendwie immer problematisch. Entweder ist die Rezension so oberflächlich, dass der informierte Internetleser sowieso schon alles mal gehört hat. (Große Spieleseiten sind mit ihren Rezensionen sowieso viel schneller.) Oder die Rezension ist so gespickt mit Spoilern, dass der Leser im Nachhinein gar nicht weiß, ob er das Spiel überhaupt noch spielen muss. Johannes von Crossmediaculture hat da eine recht clevere Lösung gefunden: Er setzt die Rezension einfach noch zusätzlich in einen kritischen Kontext – im Fall von “Inside” geht er beispielsweise der Frage nach, ab wann es sich eigentlich lohnt ein Spiel zu kaufen. Immerhin ist mit “Inside” mit 20 Euro doch recht teuer, wenn man bedenkt, dass der Indie-Titel  nur drei Stunden bietet. Ob es sich lohnt, die Kritik zu lesen, obwohl man “Inside” schon gespielt hat. Spoiler: Absolut!

Ihr findet, ich habe die ein oder andere Videospielkritik völlig vergessen? Dann meldet sie doch am besten selbst über das untenstehende Formular an – bis morgen habt ihr noch Zeit. Und wenn ihr vorher noch mehr über die Aktion erfahren wollt, schaut doch selbst bei Indieflock vorbei.

Caecilia
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Caecilia

Ehemaliger(?) "Final Fantasy"-Freak. Hat durch die Liebe für das Japanische Rollenspiel zum Videospiel gefunden. Nachdem der Traum vom Leben im Land der aufgehenden Sonne schon am Sushi-Hass zerplatzte, fand die Musik- und Theaterwissenschaftlerin mit den Game Studies einen passenden Ersatz; ging ihren Dozenten deswegen permanent mit Hausarbeiten zu Videospielmusik, Avatartheorien oder Bewegungssteuerungskonzepten auf den Leim; versuchte sich nebenher als Redakteurin beim RETRO-Magazin oder stockte ihre Spielesammlung mit Aushilfsjobs bei GameStop auf. Ihr großer Traum: Mit einer Professur das eigene Hobby durch die Uni finanzieren zu lassen. Bis dahin tobt sich eben auf schraeglesen aus und bezahlt die Spiele vorerst aus eigener Tasche. Wegen ihrer Vorliebe für Indie Games hält sich der finanzielle Aufwand dabei zum Glück in Grenzen.

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