Forschungstagebuch: Fortschritte und Stadtgeräusche

Während Thilo schon im vollen Buchmesse-Stress ist, bricht bei mir bereits die vierte Japan-Woche an. Vergangene Woche konnte ich nicht nur jede Menge Touristenaktivitäten von meiner To-Do-Liste streichen, sondern auch gleich ein paar neue Ideen für den Blog sammeln. Der übliche Wochenrückblick – mit einem kleinen Ausblick.

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Drei Wochen bin ich nun schon in Japan, drei Wochen in denen ich zu wenig und gleichzeitig zu viel erreichen konnte. Zu wenig, weil ich mit meinem geplanten Arbeitspensum – zumindest nach dem ersten Erfolg auf der Tokyo Game Show 2018 –  leider nicht im gewünschten Tempo vorankomme. Zu viele Eindrücke fallen derzeit auf mich ein und ich muss gestehen: Irgendwie war das auch ein wenig zu erwarten. Vielleicht aber habe ich jetzt einen Weg gefunden, meine persönlichen Erlebnisse auch für die Forschung zu verwerten.

Kurzes Forschungsupdate

Bevor ich jedoch auf meine weiteren Pläne zu sprechen komme (die übrigens auch den Blog betreffen), zunächst ein kurzes Wochenupdate: Neue Forschungsergebnisse gibt es diese Woche im Grunde nicht allzu viele. Das von meinem Professors an der Ritsumeikan Universität veranstaltete “Game Studies”-Seminar fand vergangenen Donnerstag zum ersten Mal statt und obwohl das erste Thema “Games in Games” durchaus interessant war (Meta-Themen gehen einfach immer), außer ein paar neuen Literaturtipps konnte ich für meine Arbeit kaum etwas abgreifen. Was soll’s. Das Semester hat ja gerade erst begonnen.

Dafür scheint der erste Mailkontakt mit dem japanischen Audio Game Developer Yukio Nozawa (nyanchan games) jetzt schon äußerst vielversprechend: Nozawa gibt nicht nur von sich selbst an, nahezu jedes in Englisch und Japanisch verfügbar Audio Game gespielt zu haben, auch der Kontakt zu anderen japanischen Audio Game Entwicklern ließe sich wohl problemlos über ihn herstellen. Was alle weiteren Gespräche bringe, wird sich wohl erst noch zeigen – ich glaube aber immer noch, dass das Treffen auf der Tokyo Game Show das Beste war, was mir überhaupt passieren konnte. Hach, ist das alles spannend!

Tourismus und Stadtgeräusche

Abgesehen davon konnte ich die vergangene Woche vor allem für haufenweise touristische Aktivitäten nutzen. Meine kleine Schwester und ihr Freund waren zu Besuch in Kyoto und das bedeutete vor allem: Ein Tempelbesuch nach dem anderen, meine erste Teezeremonie (natürlich in traditioneller Kleidung, man blamiert sich ja sonst viel zu selten), einige Spielhallenbesuche und jede Menge Essen. Erstaunlicherweise scheine ich mich daran tatsächlich auch ein wenig zu gewöhnen. Ramensuppe lautstark schlürfen werde ich deswegen trotzdem nicht.

So. Plumper Übergang: Check. Damit wären wir nämlich schon beim Hauptteaser meines heutigen Forschungstagebuchs wären: Geräusche.

Ich habe lange überlegt, in welche Form ich meine Erlebnisberichte aus Japan am besten bringen soll. Irgendwie wollte ich schon von Anfang etwas abseits von meiner Forschung, Spielen oder Büchern berichten. Ein paar ganze einfache Eindrücke aus dem alltäglichen Wahnsinn Japans eben. Da wir aber nun mal kein “Lifestyle-Blog” sind – und es auch nie sein werden  – hat mir bisher immer der entsprechende Anlass oder zumindest eine besondere Form gefehlt. Etwas, das zumindest im erntfernten Sinne dem Wort “schraeg” entspricht.

Als ich diese Woche auf meinem abendlichen Heimweg mit dem Fahrrad dann auf einen Straßenmusiker gestoßen bin, kam dann die Erleuchtung: Wenn ich schon zu Audio Games forsche, warum dann nicht auch Sounds in meine Erfahrungsberichte einbinden? Müllwagenansagen, Ampelpiepen, das laute Dudeln der Spielhallenautomaten, schrille Werbestimmen – Japan ist so voller seltsamer Geräusche und Melodien, dass es fast schon langweilig wäre, das Land nur auf irgendwelche Bilder zu reduzieren.

Und im gewissen Sinne hat das dann doch auch etwas mit meiner Forschung zu tun, oder etwa nicht?

 

 

Caecilia
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Caecilia

Ehemaliger(?) "Final Fantasy"-Freak. Hat durch die Liebe für das Japanische Rollenspiel zum Videospiel gefunden. Nachdem der Traum vom Leben im Land der aufgehenden Sonne schon am Sushi-Hass zerplatzte, fand die Musik- und Theaterwissenschaftlerin mit den Game Studies einen passenden Ersatz; ging ihren Dozenten deswegen permanent mit Hausarbeiten zu Videospielmusik, Avatartheorien oder Bewegungssteuerungskonzepten auf den Leim; versuchte sich nebenher als Redakteurin beim RETRO-Magazin oder stockte ihre Spielesammlung mit Aushilfsjobs bei GameStop auf. Ihr großer Traum: Mit einer Professur das eigene Hobby durch die Uni finanzieren zu lassen. Bis dahin tobt sich eben auf schraeglesen aus und bezahlt die Spiele vorerst aus eigener Tasche. Wegen ihrer Vorliebe für Indie Games hält sich der finanzielle Aufwand dabei zum Glück in Grenzen.

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