Aus dem Winterschlaf erwacht

Es war lange still auf dieser Seite. So lange, dass wir nicht einfach stillschweigend die Arbeit wieder aufnehmen können. Hier also die Erklärungen, Entschuldigungen und vielleicht auch einige Pläne.

Ein halbes Jahr Schweigen. Davor schon wurde die Stille nur hin und wieder durch ein kurzes Aufseufzen unterbrochen. Tatsächlich sind in den vergangenen 364 Tagen nur drei Beiträge auf dem Blog erschienen. Die auch hauptsächlich terminlich erzwungen waren – sozusagen. Was also ist passiert? Gibt es dafür ein gute Entschuldigung?

Vielleicht steht zuerst die Frage im Raum, ob eine Entschuldigung wirklich notwendig ist. Immerhin haben wir es noch nie geschafft, obwohl wir es uns immer vorgenommen hatten, regelmäßig etwas zu veröffentlichen. Selbst der noch so großzügig angenommene Rhythmus wurde schon beim zweiten Mal nicht eingehalten. Insofern hat uns vermutlich in dem Sinne auch keiner wirklich vermisst. Oder etwa doch?

Aber warum haben wir denn nun immer weniger auf dieser Seite veröffentlicht? Die Antwort ist denkbar einfach, profan und erwartbar: Zu viel Arbeit und zu hohe Ansprüche an die eigenen Projekte.

Cäcilia hatte in Japan zwar theoretisch viel Zeit, um sich nur mit Forschung und Videospielen auseinander zu setzen. Aber praktisch hat sie sich um ein Projekt gekümmert, dass dann doch nicht zustande gekommen ist. Ich habe in der Zwischenzeit viel Energie in Beiträge gesteckt, die dann ebenfalls nur teilweise realisiert wurden.

Danach wurde es nicht besser. Cäcilia hat nach ihrer Ankunft, nachdem sie einige Monate in ihrem alten Job verbracht hatte, eine neue Stelle bei der Leipziger Messe angetreten. Zum einen unglaublich aufregend und schön, weil das ihr Ziel war. Aber auch anstrengend und fordernd, weil jedermensch in so einer Situation natürlich versucht alles zu geben.

Und ich? Ich habe eigentlich weitergemacht wie zuvor – nur noch etwas mehr: Reportagen und Berichte für das Radio, Meldungen für ein Nachrichtenportal und dann habe ich noch Brotjob. An sich eigentlich alles kein Grund. Andere betreiben ja auch äußerst tiefgründige Blogs neben ihren Vollzeitbeschäftigungen (Kultur hat auf dem freien Markt nur wenig Chancen). Aber wir beide schreiben sozusagen hauptberuflich und dann ist der Kopf nach der Arbeit manchmal einfach furchtbar leer.

Vielleicht wäre es besser zu sagen, nicht leer genug – oder so ähnlich. Denn wir wollen nicht irgendwelche Texte schreiben. Es war schon immer eine meiner Schwächen, viel zu umfangreiche und umfassende Beiträge zu schreiben, noch ein Buch mehr, noch ein Interview mehr, ein kreativer Zugang und eine umständliche Form. Daran muss man eigentlich scheitern.

Tatsächlich ist es auch nicht so, als hätte ich nichts gemacht in den vergangenen Monaten. Es liegen sehr viele halb beendete Texte und Ideen auf den zahllosen Festplatten verteilt. Angefangen, aber nie beendet. (Auch dieser Text dehnt sich gerade durch Geschwafel schon wieder aus bis an die Grenzen, wo er nicht mehr beendet werden kann und kaum noch veröffentlicht werden will.)

Ich will ehrlich sein: Das sind alles nur faule Ausreden. Mit ein bisschen mehr Disziplin, ein bisschen bessere Selbsteinschätzung würden helfen, Beiträge auch einfach zu beenden.

Warum erzähle ich das also alles? Um zu sagen, dass wir uns demnächst wieder ein bisschen mehr reinhängen wollen. Deswegen werde ich einige der alten Projekte nochmal hochholen und beenden. Wundert euch also nicht, wenn auf einmal Interviews veröffentlicht werden, die schon fast aus der Zeit gefallen wirken. Außerdem habe ich natürlich wieder die Buchmesse im Blick und den dazugehörigen Preis (ich liebe Listen!). Lara und ich haben uns schon zwei Bücher ausgesucht, die wir demnächst diskutieren werden und ich werde auch wieder den alljährlichen Überblick verfassen. Aber ich will auch nicht zu viel versprechen. Wenn nicht alles oder nichts von dem kommt, dann wisst ihr jetzt, woran es liegen könnte.

P.S.: Es reißt übrigens schon wieder ein – ich wollte diesen Text schon gestern schreiben und veröffentlichen. Manche Änderung passiert nur langsam.

Thilo
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Thilo

Hat sich von einer anfänglichen Faszination für Bücher, über erste Leseerfolge zum Bibliomanen entwickelt. Eigentlich hat der Kulturjournalist nur aus Langeweile gelesen, hier mal ein Buch im Zug, mal eines im Urlaub, mal ein bisschen vorm Einschlafen. Nach unausgegorenen Berufswünschen wie Koch, Hornist oder Schauspieler, verschlägt es ihn zum Studium der Theaterwissenschaft nach Leipzig und in die Redaktionsräume des Ausbildungsradios mephisto 97.6. Ganz beiläufig lässt er hier fallen, dass er eigentlich ganz gerne mal ein Buch lese. Schon einen Monat später leitet er – hopplahopp – die Literaturredaktion und Lesen wird zum Exzess (in den Tagen vor Buchmessen liest er gerne Nächte und Tage durch). Inzwischen spricht er hin und wieder bei MDR Kultur und dem Deutschlandfunk über Literatur, Theater, Musik, neue Medien und alles was die Leute (oder: ihn) interessiert. Sein Ziel: Der nächste Marcel Reich-Ranicki (und ein bisschen Gerhard Stadelmaier) werden – nur besser aussehend … und vielleicht etwas umgänglicher. So lange vergnügt er sich weiter auf schraeglesen.de

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