In den vergangenen Jahrzehnten hat sich unser Blick auf Geschlechter immer mehr verändert und wurde nuancierter. Das Geschlecht wurde mehr als Biologie und Bestimmung, es wurde durchlässer und vielschichtiger. Manche Menschen haben da den Überblick verloren. Literatur könnte helfen.
Lang ersehnt…
Schon als wir nach Titel für unserer erste Ausgabe zu Lieblingsbücher gesucht haben, hat Lara sofort “Bluets” von Maggie Nelson vorgeschlagen. Wir hatten uns das für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben. Doch als ich dann einen Titel von Maggie Nelson im Verlagsprogramm gesehen habe, stand fest, dass wir das besprechen müssen.
Wir haben es mit Freude und Begeisterung getan, weil dieses Buch einen tiefgehenden und persönlichen Blick auf das Thema Geschlecht wirft. Bei aller Faszination für das Thema haben wir allerdings die Sprache fast außer Acht gelassen. Für ein Buch, das auf der Oberfläche eine Abhandlung über Gender Studies anhand eigener Erfahrungen ist, besitzt es eine fast schon poetische, aber zumindest fließende und klangliche Sprache.
Weil ich es vergessen habe, hier noch einmal die Infos: Maggie Nelson: Die Argonauten, Hanser, 200 Seiten.
… und zufällig entdeckt
Den zweiten (aber zuerst diskutierten) Titel habe ich später auf der Frankfurter Buchmesse entdeckt. Ich saß am Klett-Cotta-Stand und hatte noch Zeit vor dem nächsten Interview und da stand es rum. Es sah von außen gut aus, beim durchblätter hatte es nette Features beziehungsweise interessante Spielereien.
Es fing auch ganz gut an: Es sollte eine Überschreibung alter Liebeslyrik sein, konkreter der “Ars amatoria” von Ovid. Die Liebeskünste werden hier sozusagen in das Internetzeitalter übertragen. Das kann man erkennen, aber man muss schon mti gutem Willen hinschauen. An einigen Stellen ist es zu viel, an anderen zu wenig. Ich würde sagen, kein gutes Debüt, aber ich versuche es gerne noch einmal mit dem zweiten Roman.
Damit keine Einseitigkeit entsteht: Patricia Hempel: Metrofolklore, Tropen, 210 Seiten.
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