Für die dritte Ausgabe der Bücherdiskussion haben wir in die aktuellen Kataloge geschaut und nach spannenden, internationalen Titeln gesucht. Dabei haben zwei Bücher zusammengefunden, die kaum besser zusammen passen könnten…
Was passiert eigentlich in Korea?
Deutschland gehört – ich erwähne es gerne und oft – zu den internationalsten Buchmärkten. Dennoch entgehen uns hier hin und wieder sehr wichtige und gute Autoren. Da braucht es dann erst Preise, damit wir aufmerksam werden. So war es letztes Jahr, denn sobald Han Kang den internationalen Man Booker Preis erhielt, erschien plötzlich ihr Roman “Die Vegetarierin” auf deutsch, den ich dann auch mit viel Freude gelesen haben.
Natürlich wollte der Aufbau-Verlag gleich nachziehen und so erschien gerade mal ein Jahr später eine weitere Übersetzung eines ihrer Romane. Nach der ersten guten Erfahrung, die wir beide gemacht haben, wollten wir weiter an der Autorin dran bleiben. “Menschenwerk” ist jedoch viel mehr an Korea gebunden: Es beschäftigt sich mit dem sogenannten Gwangju-Massaker, das wohl der größte Schnitt in der jüngeren südkoreanischen Geschichte darstellt. Han Kang erzählt von verschiedenen Menschen, die sich gegen das Regime auflehnen wollten und wie sie mit den Schrecken weiterleben, die ihnen dadurch widerfahren sind.
Wie füreinander gemacht
Auch der zweite Roman ist uns vor allem durch seine Auszeichnung ins Auge gefallen: Durch die Prämierung mit dem Pulitzer Preis wurde “Underground Railroad” von Colson Whitehead natürlich sehr prominent ins Verlagsprogramm aufgenommen. Die Beschreibung des Verlages hat das Interesse schließlich gefestigt. Colson Whitehead erzählt die Flucht einer Sklavin als furiose, abenteuerliche Reise durch ein fast schon fantastisches (im Sinne von irreales) Amerika. Er hat tief in die Geschichte Amerikas gegraben um ihre heutigen Narben zu verstehen.
Tatsächlich hatten wir uns schnell auf eine Auswahl an zu besprechenden Büchern für das Halbjahr geeinigt, aber welche zusammen in eine Folge kommen, war dann doch eher Zufall, ebenso wie die Tatsache, dass es dieses Mal so viele Überschneidungen gab. Dieser Zufall hat mich persönlich regelrecht entzückt! Beide erzählen von der Vergangenheit, von Unterdrückung und wie sich die unterdrückten Menschen wehren. Beide nutzen dafür eine stark episodische Dramaturgie. Und wie es sich gehört, legen damit beide den Finger in die heutigen Wunden.
Überraschenderweise sind wir dieses Mal sogar fast in der Zeit geblieben. Das lag wohl vor allem daran, dass am Tag der Aufzeichnung echt pünktlich los musste und wir schon zu spät angefangen hatten. Ich war also echt im Stress und werde das Gefühl nicht los, das Eine oder Andere nicht erwähnt zu haben. Also fühlt euch frei, Anmerkungen zu machen, wenn ihr die Bücher gelesen habt.
Die Musik die wir nutzen: Sweet Tania von Arnaud Martin Jazabana (CC-BY-NC 3.0).
Und vielen Dank an Lara für das Mitlesen und -diskutieren.
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