Ostereiersuche

Es ist Ostern. Was also bietet sich besser an, als gemeinsam ein paar Ostereier zu suchen? Wenn ihr selbst keine gefunden habt, könnt ihr euch jetzt noch mit uns ein wenig auf die Suche nach den Ostereiern der Videospielindustrie begeben. Achtung Klischee-Thema!

Ich gebs ja zu: Bei der Themenwahl war ich dieses Mal wirklich nicht sonderlich kreativ. “Easter Eggs” in Videospielen als Osterspezial – genau genommen ist das Thema so unkreativ, dass der Beitrag beinahe das Wort “Klischee” schon im Titel tragen müsste. Ich muss aber zu meiner Verteidigung aber sagen, dass Klischees zu Ostern dazugehören. Ostern ohne Ostereier geht ja schließlich auch nicht.

Außerdem sind die von den Entwicklern immer wieder gern versteckten Easter Eggs mittlerweile fester Bestandteil der Videospielindustrie geworden. (Sucht mal bei Youtube nach dem Stichwort ” video game easter eggs” und ihr werdet mit über 10.700 Ergebnisse überschüttet.) Sei es nun in Form von Teamfotos, Hinweisen auf andere Reihentitel, Lieblingsspieltitel des leitenden Entwicklers oder bekannte Filmklassiker – mittlerweile erfreuen sich die kreativen Hinweise so großer Beliebtheit, dass ich jetzt eben doch einmal Klischeeterrain betreten werde. Fazit: Mir doch eigentlich egal.

Was ist überhaupt ein “Easter Egg”?

Ich war mir lange unsicher, ob ich den Begriff überhaupt erklären soll – schließlich ist das Wort zum einen absolut selbst erklärend, zum anderen dürfte mittlerweile eigentlich jeder von euch schon einmal einem Easter Egg begegnet sein. Wenn nicht in Videospielen, dann zumindest einmal in Disney Filmen, die selbst immer wieder gern in versteckten Hinweisen auf ihre Geschwister hinweisen. Easter Eggs sind also keinesfalls erst eine Erfindung der Videospielindustrie. Im Gegenteil:

“ist das Verstecken kleiner Informationen in der Kunstgeschichte seit der Renaissance nachgewiesen (versteckte Signaturen, Porträts des Malers oder anderer Personen in Nebenfiguren und Ähnliches).”

Wikipedia


Bei Videospielen haben die kleinen versteckten Hinweise dann aber doch eine besondere Bedeutung. Allein schon, da sie ursprünglich tatsächlich eine wichtige Bedeutung erfüllen mussten: Das erste (bekannte) Easter Egg in einem Videospiel wurde vom Programmierer Warren Robinett 1978 in das Atari-Spiel Adventure eingebunden, damit er zumindest auf irgendeine Weise seinen Namen verewigen konnte. Atari listete damals die Namen der Programmierer nicht in die Credits auf, sodass Robinett seine Nachricht “Created by Warren Robinett” in einem Labyrinth verstecken musste.


Mittlerweile kann sich sogar jeder noch so unbekannte Beta-Tester in den Credit Rolls wiederfinden. Easter Eggs werden aber immer noch gern von Entwicklern genutzt, um den Spiel einen kleinen persönlichen Stempel aufzudrücken, wenn der Publisher wieder mal im Nacken sitzt und sonst keine kreativen Ausschweifungen erlaubt.  (In “The Witcher III: Wild Hunt” ist beispielsweise ein Foto des gesamten Entwicklerteams auf einer Leinwand angebracht.)

Itsa me: Mario!

… und andere bekannten Gesichter.
Besonders gern werden Easter Eggs aber genutzt, um auf andere Kreationen des Entwickler oder Reihentitel anzuspielen. Beispielsweise versteckt sich der Hauptcharakter von “Limbo” in dem 2016 erschienen Indie Game “Inside” hinter einem Baum. (Beide Spiele wurden von Playdead entwickelt wurde.) “Gears of War 4” gedenkt dagegen den verstorbenen Charakteren aus anderen “Gears of War”-Titeln mit einem Monument, das stark an das Mount Rushmore National Memorial erinnert.

“Kopie”
Original

Besonders oft greift aber Nintendo auf seine “All-Round-Waffen” zurück: Die japanische Spielfirma lässt nämlich regelmäßig seine beliebtesten Figuren Mario und Zelda durch das Bild verschiedener Spiele spazieren und fröhlich in die Kamera winken. Mal ist ziert Marios Portrait die Wand eines Hauses in “The Legend of Zelda: A Link to the Past”, mal Yoshis Fresko die Fenster einer Kirche in “The Legend of Zelda: Ocarina of Time” und ein anderes mal deutet “Donkey Kong Country: Tropical Freeze” auf ein berühmtes Zitat aus dem ersten “Zelda”-Teil hin:

Vehicle troubles? It’s dangerous to go alone – take one of these!

Donkey Kong Country: Tropical Freeze

It’s dangerous to go alone! Take this.

The Legend of Zelda


Die Verweise innerhalb eines Studios sind keine Seltenheit – wohl auch, um sie als Werbegimmick zu verbuchen und den Spieler gleich noch für weitere Titel des Studios zu begeistern.

Übrigens konnte ich auch während unseres “Journey” Themenspecials ein kleines Easter Egg entdecken: im trockenen Sand versteckt sich sich nämlich ausgerechnet eine gelbe Blume – genauer gesagt, die gleiche Blume, die schon das Titelbild von einem weiteren thatgamecompany Spiel ziert: “Flower”.

“Flower” mitten im Sand.

Von “DOOM” bis “Pac-Man”

… und fiktiven Universitäten

Die Bezüge müssen aber nicht immer in direkter Verbindung zu einer Spielfirma stehen. Viele Entwickler gewähren auch gern Charakteren aus anderen Spielen Cameo-Auftritte, wie auch in “Duke Nukem 3D”: Hier trifft der Protagonist in einem versteckten Raum einer Kirche auf den Helden aus “DOOM”, dessen lebloser Torso den Boden ziert. Spätestens mit Dukes zynischen Kommentar “That’s one “DOOMED” space marine”, dürfte jedem Fan klar sein, um wen es sich da handelt.


Gerade Meilensteine der Videospielgeschichte können regelmäßig in diversen Neuerscheinungen angetroffen werden. So findet der Spieler in “The Elder Scrolls V: Skyrim” in einem Regal einen Käse in Form des allseits beliebten Pac-Man. Das Survival Horror Spiel “Dying Light” versteckt im Zombiemassakaker einen Nachbau des ersten Levels von “Super Mario Bros” aus der Ego-Perspektive und das 2016 erschienene “Firewatch” spielt mit einem T-Shirt mit der Aufschrift “University of Eastern Colorado” dezent auf einen Schauplatz in dem umjubelten Action Adventure “The Last of Us” an:

“I found a Sweatshirt from the University of Eastern Colorado. Maybe it’s one of the girls? It’s been here a long time.”

“There is a University of Eastern Colorado?”

“I really don’t think there is.”

“Why would somebody make that up?”

“Right? And then put it on a Sweatshirt.”

“The World’s a weard place.”

Firewatch

“Harry Potter” Wahn

… und Paralleldimensionen

Auch auf ihre filmischen Verwandtschaft deuten Videospiele immer wieder gern hin. So sind in zahlreichen Easter Eggs verschiedene Anspielungen auf Charaktere aus TV-Serien, Youtube-Shows oder auch Filmklassiker versteckt – wie beispielsweise in “The Witcher: Wild Hunt”, das in einem Gefängnis gleich einmal die Leiche des “Game of Thrones” Charakters Tyrion Lannister versteckt. (Ein alternatives Universum? Eine Zukunftsvision? In der Serie lebt Tyrion als einer der wenigen Hauptfiguren nämlich noch und konnte einem ähnlichen Gefängnis schon entkommen.)


Das “World of Warcraft: Legion” Entwicklerteam fühlte sich dagegen eher der Youtube-Populärkultur hingezogen und versteckt die drei Einhörner aus dem Viralhit “Charlie the Unicorn”. Selbst die Niere, die Charlie in der ersten Folge gestohlen werden, kann der Spieler in dem Online-Rollenspiel wiederentdecken.

“Dead Rising 4” deckt dagegen ein Geheimnis auf und offenbart auf seine ganz eigene Weise den Inhalt des sagenumwobenden mystischen Koffers aus “Pulp Fiction” – der sich dann als weniger spektakulär herausstellt als vielleicht erhofft:


Vor allem ein gewisser Zauberer scheint es vielen Entwicklern jedoch besonders angetan zu haben, den ich schon nach kurzer Youtube-Recherche in gleich zwei Videospielen entdecken konnte: “Dying Light: The Following” und “Shadow Hunter 2”. In “Dying Light: The Following”, eines DLC zum oben schon erwähnten Survial Horror Games, lässt sich nämlich in einer Abstellkammer unter einer Treppe ein eingerichtet Schlafgemach entdecken, in dem ein Zauberhut platziert ist – was jetzt vielleicht nicht ungewöhnliches sein mag. Wer weiß schließlich, wieviele Zauberer unter Treppen wohnen. Spätestens bei der runden Brille, die auf einen Nachttisch platziert ist, dürfte aber jedem klar sein, welcher Zauberlehrling hier haust.

“Shadow Hunter 2” spielt dagegen auf einen späteren Teil der Buch- und Filmreihe an: “Harry Potter and the Half-Blood Prince”. In dem Ego-Shooter lässt sich nämlich genau die Höhle wiederfinden, in der Harry und Dumbledore einen Horkrux finden und zerstören wollen. Dieses Mal scheinen sich die Entwickler genau nach dem Filmdesign gerichtet zu haben – mit einem kleinen Fehler: Dumbledores Zauberstab ist immer noch fein säuberlich auf dem Becken platziert.

Der Easter Egg Wahn

… und warum ich eigentlich zu faul bin.
Ich könnte an dieser Stelle jetzt sicherlich noch stundenlang verschiedenen Easter Eggs aufzählen. Dem schrägen Humor der Entwickler sind dabei offensichtlich keine Grenzen gesetzt – das zeigen auch die zahlreichen Bestenlisten auf Youtube. Und gerade unter den Fans erfreuen sich die kleinen versteckten Ostereier großer Beliebtheit.

Allein zu dem Stichwort “Call of Duty Black Ops Zork” wird man geradezu mit Suchergebnissen überschüttet: Videos, in denen Spieler den Weg zu den “Easter Egg” beschreiben, ganz Walkthroughs zum “Spiel im Spiel”, nichtzuletzt dicht gefolgt von Aufnahmen, in denen auch einfach nur der Klassiker selbst durchgespielt wurde – die kleine “COD-Zugabe” hat eine regelrechte “Zork”-Welle entfacht, die das Text-Adventure in das Gedächtnis der Spieler zurück gerufen hat. Bei all dem Trubel verwundert es dann auch nicht, dass der Nachfolger “Black Ops 2” seinem Vorbild folgte und ebenfalls eine kleine Zugabe einbaute: Wenn es dem Spieler in einer bestimmten Zeit gelingt in einem Vortort sämtliche Mannequins niederzustrecken (Ja, ihr habt richtig gehört. Der Ort ist von Mannequinns bewohnt.), wird er mit der Gelegenheit belohnt, einige Activision-Klassiker der 80er-Jahre zu spielen.

Die Easter Eggs sind nicht immer leicht zu entdecken. Und wie auch bei der Mannequingeschichte entsteht bei mir gerade die Frage: Wie soll man ohne das entsprechende Wissen überhaupt darauf kommen? Genau wie bei Ostern die Suche nach den Eiern als Kind schon den halben Spaß ausgemacht hat, ist es für die meisten Spieler auch gerade bei Easter Eggs der Anreiz, diese überhaupt erst zu entdeckt. Die meisten. Mir selbst fehlt da die Geduld und ich erfreue mich dann doch lieber an den Videos anderer Spieler.

Einen entscheidenden Vorteil hat die virtuelle Ostereiersuche zudem noch: Wenn ein Ei einmal zu  sehr versteckt ist, verrottet es wenigstens nicht bis zum nächsten Jahr.

Caecilia
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Caecilia

Ehemaliger(?) "Final Fantasy"-Freak. Hat durch die Liebe für das Japanische Rollenspiel zum Videospiel gefunden. Nachdem der Traum vom Leben im Land der aufgehenden Sonne schon am Sushi-Hass zerplatzte, fand die Musik- und Theaterwissenschaftlerin mit den Game Studies einen passenden Ersatz; ging ihren Dozenten deswegen permanent mit Hausarbeiten zu Videospielmusik, Avatartheorien oder Bewegungssteuerungskonzepten auf den Leim; versuchte sich nebenher als Redakteurin beim RETRO-Magazin oder stockte ihre Spielesammlung mit Aushilfsjobs bei GameStop auf. Ihr großer Traum: Mit einer Professur das eigene Hobby durch die Uni finanzieren zu lassen. Bis dahin tobt sich eben auf schraeglesen aus und bezahlt die Spiele vorerst aus eigener Tasche. Wegen ihrer Vorliebe für Indie Games hält sich der finanzielle Aufwand dabei zum Glück in Grenzen.

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