Montagsfrage: Selbstbeherrschung

Vielleicht bin ich abhängig. Regelmäßig will ich mir Nachschub besorgen, meist beim Dealer um die Ecke. Ich rede natürlich nicht von pulverigen Drogen, sondern von papiernen. In der aktuellen Montagsfrage erkundigt sich Buchfresserchen nach meinem Lieblingsdealer, also Buchläden.

Magische Anziehungskraft

Ich sage es gleich vorneweg: Ich liebe Buchläden, in so ziemlich jeder Form und Größe. Also natürlich hänge ich auch bei amazon rum (wo sonst sollte ich mir sonst „Preacher“, „Man in the High Castle“ oder „American Gods“ ansehen?) und kaufe mir da auch hin und wieder internationale Titel, weil das im Schnitt schneller geht. Aber ich versuche doch, es zu vermeiden mir dort meine Bücher zu kaufen und nehme lieber den Weg in die Buchhandlung auf mich.

Allerdings ist das seltsam umschrieben, weil ich eigentlich versuche, daran vorbei zu laufen. Doch ein Blick auf die Uhr – noch zehn Minuten – und schon bin ich durch die Tür gegangen. Denn es geht mir nicht nur darum, einfach in einem Buchladen einkaufen zu gehen wie in einem Supermarkt. Ich halte mich einfach gerne in diesen Verkaufsräumen auf, nehme die Bücher vor dem Verkauf gerne in die Hand und blättere durch. Deswegen finde ich es auch äußerst wichtig, regelmäßig Buchhandlungen aufzusuchen. Denn es sind einfach großartige Orte, in denen man auch abseits seiner Vorlieben großartige Entdeckungen machen kann. Gäbe es keine Buchhandlungen, hätte ich Danielewskis „House of Leaves“ nie entdeckt.

Ich ging die Regale einer Leipziger Buchhandlung entlang, als mir ein Buch in die Augen stach, vor allem wegen seines ungewöhnlichen Formats – es war viel höher, als die anderen. Also nahm ich es in die Hand, blätterte es durch. Was war das für ein Buch, bei dem der Text quer über die Seiten läuft.

Was ist damit sagen will: Buchhandlungen sind nicht einfach nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch wunderbare Orte, um einfach mal an was anderes zu denken.

Buchhandlungen wie Großstädte

Es klang schon an: Sobald ich eine geöffnete Buchhandlung sehe und ein paar Minuten Zeit habe, dann gehe ich auch hinein. Aber in was für Buchhandlungen gehe ich am liebsten? Ich mag Buchhandlungen, die groß sind und somit genug Platz bieten, um alle möglichen Bücher zu haben – aus jeder Ecke der Welt und zu jedem Thema. Allerdings stehe ich großen Ketten skeptisch gegenüber, zu normiert ist das Angebot (wenn es schon Abteilungen ausschließlich für ‘Vampire’ gibt, die nicht einmal als Subgenre gelten können). Stattdessen schaue ich mich auch gerne in kleinen unabhängigen Buchläden, allerdings fühlt man sich da immer etwas beobachtet. Dann eben doch wieder in die mehrstöckige Buchhandlung, in der man auch unbemerkt ein halbes Buch durchlesen kann.

Außerdem gehe ich immer gerne in Antiquariate. Ich habe ja bereits letzte Woche von meinem Wunschzettel erzählt und dass ich dramatische Literatur sammle. Da es die meist nur in geringen Auflagen gibt, finde ich sie nur selten im normalen Buchgeschäft. Deswegen stöbere ich gerne in Antiquariaten herum, in denen die Theaterstücke oft eine eigene Abteilung haben. Zum Glück reihen sich in der Buchstadt Leipzig in der Ritterstraße gleich vier Buchantiquariate aneinander.

Einige Empfehlungen

Damit sind wir auch endlich beim eigentlichen Thema: meine Lieblingsbuchhandlung – sofern ich so etwas habe:

Am ehesten trifft das wohl auf die Buchhandlung „Lehmanns“ zu, die direkt neben dem Universitätscampus liegt. Hier stöbere ich so oft herum, dass mich die eine Verkäuferin inzwischen schon grüßt, auch wenn wir uns woanders treffen. Ich habe hier einfach das Gefühl, dass die Leute in diesem immerhin dreistöckigen Geschäft den gleichen Geschmack haben wie ich. Da stehen meine Lieblingsautoren; Bilderbücher, die auch Erwachsenen gefallen können; und experimentelle Titel aus kleinen, unabhängigen Verlagen.

Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele andere Buchläden, in denen ich gerne herumstöbere: Meine Schwester hilft manchmal in Roßdorf in der „Schmökerstube“, die eine kleine aber gute Auswahl haben und man dann auch einen kleinen Tee trinken, während man schon anfängt zu lesen.

Wenn ich Cäcilia in Hof besuche, gibt es am Marktplatz die „Buchgalerie“. Die Bücher sind hier nicht einfallslos in Regalen untergebracht. Sie liegen auf Holzplatten, die von der Decke hängen. Die Auswahl ist klein und ich fühle mich immer etwas beobachtet. Aber es ist einfach ein schöner Raum.

Und in Berlin gibt es natürlich großartige Läden. Das „Dussmann – Das KulturKaufhaus“ entspricht natürlich genau meiner Vorstellung eines riesigen Bücherhortes (in dem es auch CDs und DVDs von Opern u.ä. gibt). Man bekommt das Gefühlt, hier kann man alles kaufen. Praktischerweise gibt es dort sogar eine Abteilung für Titel, die aktuell in den großen Feuilletons besprochen wurden. Dann gibt es die kleine Buchhandlung „pro qm“, in der es hauptsächlich um Design geht und mir deswegen total zusagt. In eine ähnliche Kerbe schlägt der „Bücherbogen“, der Sach- und Fachliteratur zu jedem Thema der Kultur gibt. Dann gibt es noch, in mehreren Filialen aufgeteilt „Modern Graphics“, der perfekte Laden für Comics und Graphic Novels.

So das war meine Auswahl, ich habe gehört in Bremen gibt es auch schöne Buchläden. Gebt gerne Tipps, damit ich auch in anderen Städten an guten Stoff komme…

Thilo
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Thilo

Hat sich von einer anfänglichen Faszination für Bücher, über erste Leseerfolge zum Bibliomanen entwickelt. Eigentlich hat der Kulturjournalist nur aus Langeweile gelesen, hier mal ein Buch im Zug, mal eines im Urlaub, mal ein bisschen vorm Einschlafen. Nach unausgegorenen Berufswünschen wie Koch, Hornist oder Schauspieler, verschlägt es ihn zum Studium der Theaterwissenschaft nach Leipzig und in die Redaktionsräume des Ausbildungsradios mephisto 97.6. Ganz beiläufig lässt er hier fallen, dass er eigentlich ganz gerne mal ein Buch lese. Schon einen Monat später leitet er – hopplahopp – die Literaturredaktion und Lesen wird zum Exzess (in den Tagen vor Buchmessen liest er gerne Nächte und Tage durch). Inzwischen spricht er hin und wieder bei MDR Kultur und dem Deutschlandfunk über Literatur, Theater, Musik, neue Medien und alles was die Leute (oder: ihn) interessiert. Sein Ziel: Der nächste Marcel Reich-Ranicki (und ein bisschen Gerhard Stadelmaier) werden – nur besser aussehend … und vielleicht etwas umgänglicher. So lange vergnügt er sich weiter auf schraeglesen.de

Ein Kommentar:

  1. Hi Thilo,
    da haben wir ja fast die selbe Lieblingsbuchhandlung. Ich geh wohl auch am häufigsten in Lehmanns und hab da sogar eine Mitgliedskarte.
    Viele Grüße
    Sven

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