Jam-Game: SUPERHOT

Für Spieleentwickler sind Game Jams der reinste Ideenpool. Die Ideen sprühen, der viele Input durch die anderen Teilnehmer. Da überrascht es nicht, dass sich einige der anfänglichen “Prototypen” später auf dem Indie Markt wieder finden. So auch der 2016 erschienene Shooter “SUPERHOT”…

In “SUPERHOT” läuft die Zeit nur, wenn sich der Spieler bewegt. (Foto: SUPERHOT Team)

Sieben Tage First Person Shooter entwickeln – das war das einzige Ziel des 7DFPS Game Jam, Ursprung des Indie Games “SUPERHOT”, das hier im August 2013 als Prototyp entstand. Noch im folgenden Jahr fand der 7FDPS Game Jam das letzte Mal statt, die Erfolgsgeschichte des “SUPERHOT”-Teams hatte aber gerade erst angefangen.

Genau wie 289 anderen Spiele des 7DFPS wird auch der Prototyp “SUPERHOT” auf die Website des Shooter Jams hochgeladen – und wird dort bald zum “Geheimtipp” der Shooter-Gemeinde: Kurze Zeit später findet sich “SUPERHOT” auch auf Seiten wie RPS, PCGamer sowie GiantBomb, durchläuft an einem Wochenende den Greenlight Prozess der Steam-Community und bekommt damit offiziell das “grüne Licht” für die Weiterentwicklung zum kompletten Spiel. Ein dreiviertel Jahr nach der Veröffentlichung des Prototyps ist “SUPERHOT” bereits über Kickstarter finanziert und erscheint knapp zwei Jahre später für PC und Xbox One.

SUPERHOT2
Der Prototyp kann immer noch auf der Website des SUPERHOT Teams getestet werden.

Ein Ego-Shooter mit einem besonderen Konzept

“Call of Duty”, “Battlefield”, “Doom”, “Half-Life”, “Counter Strike” – Die Zahl der Ego-Shooter ist mittlerweile ins unermässliche gestiegen. Ich selbst habe da bereits den Überblick verloren, zumal bei den “altbekannten Ballerspielen” für mich eines wie das andere aussieht. Warum hat sich dann ausgerechtet ein solcher Shooter so aus der Mass heraustun können?

Schon ein kurzer Blick auf den Trailer zeigt jedoch, dass “SUPERHOT” keinesfalls als “altbekanntes Ballerspiel” bezeichnet werden kann: Allein der Kontrast zwischen weißer Umgebung und roten Figuren sticht sofort ins Auge und hebt sich in seiner minimalistischen Gestaltung deutlich vom oppulenten Fotorealismus der meisten anderen Ego-Shooter ab. Und auch in der Spielmechanik setzt sich der Individualismus weiter fort…

SUPERHOT is the first person shooter where time moves only when you move

SUPERHOT TEAM

… Beim Spielstart zeigt sich nämlich, dass in “SUPERHOT” die Zeit still steht. Im Raum befinden sich zwar andere Personen, aber keiner der roten Figuren bewegt sich. Mit den ersten Schritten meines Avatars scheinen auch die Gegner aus dem Tiefschlaf zu erwachen, allerdings nur solange wie ich selbst Eingaben tätige. In “SUPERHOT” läuft die Zeit nur weiter, wenn ich mich bewege.

SUPERHOT

Genre: Ego-Shooter
Entwickler/ Publisher: SUPERHOT TEAM
Release: Februar 2016
Plattformen: Windows, Linux, Mac OS, Xbox One

Das Spielen in Zeitlupe macht “SUPERHOT” schließlich zu einem ganz besonderen Erlebnis. Denn dort wo in den meisten anderen Ego-Shootern der Schusswechsel mit der gegnerischen Seite oft in eine Mischung aus Timing, Geschicktlichkeit – kurz: schnellem “Herumgeballere” – ausartet und mich damit oft an den Rand der Frustration treibt, ist bei “SUPERHOT” oft genau das Gegenteil der Fall. Durch die Entschläunigung können und müssen einzelne Bewegungen genau überdacht werden, um so die folgenden Aktionen der Gegener auch erst vorher in Betracht zu ziehen. Auf diese Weise werden Schusswechel eher zu einer Frage der richtigen Taktik, als des Timings. Wem das zu langweilig ist, der kann sich auch einfach schneller bewegen und so die Zeit etwas vorantreiben.

SUPERHOT?

“SUPERHOT” ist für mich der Beweis, dass Game Jams oft die besten Spielideen hervorbringen. Und dass Ego-Shooter spielmechanisch doch mehr können als nur “sinnlos durch die Gegend ballern”. Der Indie Shooter überzeugt gerade durch sein einfaches, und gleichzeitig besonderes,  Spielkonzept, das zwar schnell erlernt ist – schon im Prototyp aber bald zur taktischen Herausforderung wird. Und wer mir jetzt nicht glaubt, der kann sich ja auch gern selbst mit einem kleinen Testspiel überzeugen.

Caecilia
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Caecilia

Ehemaliger(?) "Final Fantasy"-Freak. Hat durch die Liebe für das Japanische Rollenspiel zum Videospiel gefunden. Nachdem der Traum vom Leben im Land der aufgehenden Sonne schon am Sushi-Hass zerplatzte, fand die Musik- und Theaterwissenschaftlerin mit den Game Studies einen passenden Ersatz; ging ihren Dozenten deswegen permanent mit Hausarbeiten zu Videospielmusik, Avatartheorien oder Bewegungssteuerungskonzepten auf den Leim; versuchte sich nebenher als Redakteurin beim RETRO-Magazin oder stockte ihre Spielesammlung mit Aushilfsjobs bei GameStop auf. Ihr großer Traum: Mit einer Professur das eigene Hobby durch die Uni finanzieren zu lassen. Bis dahin tobt sich eben auf schraeglesen aus und bezahlt die Spiele vorerst aus eigener Tasche. Wegen ihrer Vorliebe für Indie Games hält sich der finanzielle Aufwand dabei zum Glück in Grenzen.

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