Zum Auge des Schneesturms

Morgen ist Weihnachten und immer noch kein Schnee in Sicht! Ein weißes Weihnachtswunder kann ich zwar auf die Schnelle auch nicht vollbringen, wie wär’s aber stattdessen mit einer spontanen digitalen Reise in die frostigen Schneefelder von Alaska: Bei “Never Alone” begebt ihr euch gemeinsam mit einem kleinen Iñupiat-Mädchen und ihrem treuen Schneefuchs auf eine abenteuerliche Rettungsaktion.

Worum geht es?

Was die Einen zu wenig haben, haben die Anderen zu viel: Was würde die kleine Nuna nicht alles geben, damit der Schnee endlich aufhört zu fallen. Seit Wochen schon tobt ein heftiger Schneesturm über ihr Heimatdorf in Alaska und macht es den Bewohnern nahezu unmöglich, auf die Jagd zu gehen. Langsam drohen sie zu verhungern. In all dem Unheil sieht sich das mutige Iñupiat-Mädchen gezwungen, selbst auf die Suche nach der Ursache des Sturms zu begeben…


Wie soll das denn funktionieren?

Wie der Titel es bereits verrät, ist Nuna dabei nicht auf sich allein gestellt. In dem Puzzle-Plattformer steht ihr ein weiteres kleines Wesen zu Seite: Fox,  ein Schneefuchs und ein äußerst kluger Zeitgenosse. Als Spieler steuert ihr abwechselnd beide Figuren, je nachdem welche Fähigkeiten gerade gebraucht werden. Nuna ist eine erfahrende Jägerin und stark. Sie kann mit ihrer Bola entfernte Ziele erreichen und Barrieren zerstören. Fox hingegen ist klein und flink und steht in Verbindung zu den arktischen Geistern, die er zur Hilfe rufen kann. Nuna ist zu groß, um durch einen Spalt zu passen? Dann klettert einfach mit Fox durch die Lücke und schaltet für Nuna einen anderen Weg frei. Der Weg ist durch einen leuchtenden Eisblock versperrt? Dann werft einfach Nunas Bola.

Ihr könnt “Never Alone” übrigens auch zu zweit spielen und das hat hier auch endlich mal Sinn: Ihr steuert dann einfach jeweils eine der beiden Figuren.


Was ist daran jetzt so besonders?

“Never Alone” ist ein Spiel übers Geschichtenerzählen – und das nicht über die ungewöhnliche Freundschaft eines kleinen Mädchens zu ihrem tierischen Freund. Vor allem geht es auch um die Geschichte einer Volksgruppe, die uns unter der Sammelbezeichnung “Eskimo” aus Kindheitstagen so bekannt vorkommt und über die wir doch eigentlich nichts wissen. Denn “Never Alone” entstand in Zusammenarbeit mit dem Iñupiat und das merkt man dem Spiel auch – auf positive Weise – an: Von der Kleidung, über Gebräuche, spirituelle Vorstellungen, dem Schneefuchs als treuer Gefährte bis hin zur Sprache des Erzählers – überall wurden die Gepflogenheiten der indigenen Ureinwohner von Alaska eingewoben. Wie genau die einzelnen Spielszenen mit diesen zusammenhängen, könnt ihr dann auch in kurzen Dokumentationsvideos nachverfolgen, die ihr an bestimmten Punkten im Spiel freischaltet. Und so wird “Never Alone” ganz nebenbei zu einer spielerischen Wissenreise ins verschneite Alaska – ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben.

Mal nebenbei: “Never Alone” soll nicht das einzige Spiel dieser Art bleiben. Entwickler Upper One Games plant unter dem Titel “World Games” eine ganze Reihe von Spielen mit und über verschiedene Kulturen. Was genau als nächstes geplant ist, steht jedoch noch nicht fest.

“Never Alone”, Upper One Games, E-Line Media, 2013, 14,99 € (diverse Plattformen)

“Never Alone: Fox Tales”, Upper One Games, E-Line Media, 2014, 3,99 € (PC, PS4, Xbox One)

“Never Alone: Arctic Collection”, Upper One Games, E-Line Media, 2014, 17,99 – 18,99 € (PC, PS4, Xbox One)

Hinweis zum Kauf: “Never Alone” eignet sich perfekt für alle Kurzentschlossenen – dem Internet sei Dank! Das Videospiel ist für nahezu jede Spieleplattform verfügbar und kann ganz einfach über den Xbox Store, den PlayStation Store, Nintendo Store und, und, und… gekauft werden. Bei Steam gibt’s “Never Alone” derzeit sogar zu einem Viertel des Preises!

Und wer jetzt aber Blut geleckt hat: Seit dem 29. Juli gibt es zu “Never Alone” noch eine DLC-Erweiterung mit dem Titel “Fox Tales”, die entweder einzeln oder im Paket mit dem Hauptspiel als “Never Alone Arctic Collection” gekauft werden kann.

Caecilia
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Caecilia

Ehemaliger(?) "Final Fantasy"-Freak. Hat durch die Liebe für das Japanische Rollenspiel zum Videospiel gefunden. Nachdem der Traum vom Leben im Land der aufgehenden Sonne schon am Sushi-Hass zerplatzte, fand die Musik- und Theaterwissenschaftlerin mit den Game Studies einen passenden Ersatz; ging ihren Dozenten deswegen permanent mit Hausarbeiten zu Videospielmusik, Avatartheorien oder Bewegungssteuerungskonzepten auf den Leim; versuchte sich nebenher als Redakteurin beim RETRO-Magazin oder stockte ihre Spielesammlung mit Aushilfsjobs bei GameStop auf. Ihr großer Traum: Mit einer Professur das eigene Hobby durch die Uni finanzieren zu lassen. Bis dahin tobt sich eben auf schraeglesen aus und bezahlt die Spiele vorerst aus eigener Tasche. Wegen ihrer Vorliebe für Indie Games hält sich der finanzielle Aufwand dabei zum Glück in Grenzen.

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